Zufriedenheit mit Luft nach oben: Im Grunde gut

  • Veröffentlicht am: 28. März 2021 - 12:43

Hemmingen: „Familienfreundlich im Grünen?!“

38. Grünes Stadtgespräch (digital)

 

17. März 2021

 

Eines war an diesem Abend ziemlich schnell klar: Die Stadt Hemmingen liegt mit ihrer Selbstbeschreibung „Familienfreundlich im Grünen“ ziemlich richtig. Familien schätzen die ländliche Lage Hemmingens und „grüne“ Orte wie Wälder und Wiesen, das Sunderndreieck und die vielen Gewässer (z.B. den Wilkenburger See). Außerdem wurde das gute Angebot an Spielplätzen (z.B. Waldspielplatz und Bauspielplatz), Schwimmbädern, Kitas und der Kampfelder Hof hervorgehoben. Die gesperrte Straße zwischen Webstuhl und Devese sei zu einem neuen Aktionsraum für Skater*innen und Radfahrer*innen geworden.

 

Die vier Gäste, die den Abend mit kurzen Einblicken in Ihre Arbeit, eröffneten, berichteten jedoch auch von Herausforderungen: Jens Ramhorst, Schulelternratsvorsitzender der KGS Hemmingen aus Hiddestorf, berichtete, dass derzeit zunehmend Schüler*innen auf der Strecke blieben. Auch Notbetreuungsangebote der Jugendhilfe würden nicht ausreichen.

 

Rico Claußing, Schüler*innenvertreter der Carl-Friedrich-Gauß-Schule, betreut Jugendgruppen bei der Stadtjugendfeuerwehr, der DLRG und der Jugendpflege. Er erklärte, dass die Mitarbeiter*innen und Jugendlichen angesichts der coronabedingten Einschränkungen nur schwer zu halten seien. Es werde aber versucht, kreative (Online-) Lösungen zur Überbrückung zu finden, z.B. Online-Kurse wie Yoga oder Kochen.

 

Susanne Behrmann aus Arnum ist Mitglied einer Elterninitiative, die für ihre Kinder mit Beeinträchtigungen eine selbstbestimmte Wohnalternative sucht. Die Suche dauere schon lange an und scheitere am fehlenden Grundstück. Die Initiative setze Hoffnung in die Fläche 60 und hätte bereits einen Investor, der ihr Raum zur Verfügung stellen würde.

 

Kathrin Jung, Vorsitzende des Stadtelternbeirates der Kitas, berichtet, dass bei den Hemminger Kitas ein monatlicher Einstieg möglich sei. Viele Kommunen würden das nicht anbieten. Die Platzvergabe erfolge allerdings oft zu kurzfristig. Kooperationen mit anderen Einrichtungen wie der Musikschule, Logopädie oder auch den Grundschulen funktioniere gut. Die „harte Linie“ bei der Vergabe der coronabedingten Notbetreuungsplätze sei etwas aufgeweicht worden. Inzwischen würden auch Sharing-Modelle für die Kitaplätze angeboten. Verbesserungswürdig sei die Kommunikation zwischen der Stadt, Kitaleitungen und den Eltern.

 

In der Diskussion unter den Teilnehmenden, wo es in Hemmingen familienfreundlicher werden könnte, kristallisierten sich zwei thematische Schwerpunkte heraus: die mangelnde Verkehrssicherheit für Kinder und Familien sowie fehlende Plätze, wo Jugendliche sich treffen und spezifische Angebote wahrnehmen könnten. Wünschenswert wäre eine neugestaltete fahrradfreundliche Stadt mit breiten Radwegen und sicheren Schulwegen sowie einer klaren und eindeutigen Verkehrsführung. Die Größe und Struktur Hemmingens sei hervorragend dafür geeignet, alles mit dem Rad zu erreichen. Innerorts sollte Tempo 30 oder sogar nur Schritttempo für Autofahrer*innen gelten. Car- und Bikesharing sollte in allen Ortsteilen möglich sein. Für Jugendliche müsste es mehr Plätze geben, wie etwa offene Jugendtreffs. Konkret wurde vorgeschlagen, das ehemalige Jugendtreff am Rathausplatz zu reaktivieren.

 

Generell bräuchte es aus Sicht der Teilnehmenden mehr dezentrale Plätze bzw. Räume in den Stadtteilen, um gemeinschaftliche Begegnung besser zu ermöglichen. Die DLRG benötige eine zentrale Räumlichkeit, das Angebot für Senioren sei ausbaufähig, es bräuchte rollstuhlgerechtere Freiflächen sowie mehr Schwimmkurse. Im Bereich der Kitas wäre eine kreativere Pädagogik in Kitas und Schulen erwünscht, etwa durch offene Konzepte ohne feste Gruppen und mit verschiedenen Funktionsräumen, die die Kinder nach Bedarf aufsuchen könnten. Wichtig seien auch Qualitätsverbesserungen in Kitas, mehr Fortbildungen für das Personal und Mitarbeiter*innenführungskurse. Zudem kam die Idee auf, einen „Pool“ zu schaffen, wo Familien sich Dinge leihen könnten, die zu groß sind, um sie zuhause zu lagern oder zu teuer, um sie selbst anzuschaffen. Das können (Kinder-)Fahrräder, Lastenräder, Gartengeräte oder auch Spielgeräte (z.B. Rutsche) sein.

 

Die knapp dreißig Teilnehmenden haben das Stadtgespräch sehr lebendig und facettenreich werden lassen. Auch gab es viele gute Ideen, wie und an welchen Stellen eigenes Engagement bei der Verbesserung der Familienfreundlichkeit in Hemmingen einfließen könnte.

 

Wir bedanken uns für den offenen Austausch und freuen uns, wenn wir unser Hemmingen gemeinsam noch familienfreundlicher machen können!

 

 

Alle Forderungen der Teilnehmenden werden weiterverfolgt und an die entsprechenden verantwortlichen Stellen weitergetragen. Die Stadt Hemmingen wird über die für sie relevanten Ergebnisse informiert. Dafür hatte sie sich im Vorfeld des Stadtgesprächs offen gezeigt.

 

Das ausführliche Protokoll des Stadtgesprächs kann gern von allen Interessierten unter

angefragt werden.