Fluchtursachen und Situation von Flüchtlingen: Spannendes Gespräch mit Claudia Roth und Pico Jordan

  • Veröffentlicht am: 30. August 2016 - 23:17

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Begrüßung der Podiumsgäste durch J. Steinmetz, Vorsitzenden des Ortsverbandes Hemmingen

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v.l.n.r.: Pico Jordan, Frauke Patzke, Claudia Roth, Dorit Miehe

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fast 70 Besucher hörten über zwei Stunden konzentriert dem Podiumsgespräch zu

Die Vorsitzende des Regionsverbandes, Frauke Patzke, moderierte den Abend und ließ einleitend die rasante Entwicklung der letzten zwei Jahre Revue passieren.

Claudia Roth schilderte anhand vieler persönlicher Eindrücke aus der Türkei, aus dem Libanon und aus Jordanien lebhaft, wie sehr insbesondere der Nahe Osten in Unordnung geraten sei. Mögen auch die Flüchtlingszahlen nach 2015 zurückgegangen sein - mittelfristig müssten wir damit rechnen, dass auch weiterhin viele Menschen ihre Heimat verlassen werden. Da helfe es dann auch nicht, dass Europa sich einzumauern versuche. Auf lange Sicht müssten Fluchtursachen bekämpft werden: Begrenzung von Rüstungsexporten, ernsthafte Entwicklungshilfe, Klimaschutz - viele dicke Bretter seien dabei zu bohren. Aber es bleibe uns nicht anderes übrig. Symbolpolitik, die eigentlich vor allem das Erstarken der AfD begrenzen wollen, helfe nicht wirklich weiter.

Pico Jordan, Sozialdezernent der Region Hannover, berichtete, wie es gelungen sei, in kurzer Zeit die erforderliche Infrastruktur für die rasant anwachsende Zahl von Flüchtenden bereit zu stellen. Mittlerweile seien nicht mehr fehlende Unterkünfte das Hauptproblem, sondern die zunehmenden bürokratischen Anforderungen, die von der Bundesebene an die Region gestellt würden.

Dorit Miehe, Vorsitzende des Hemminger Ortsverbandes der Grünen und für einen Bildungsträger in der Arbeit mit Flüchtlingen tätig, bestätigte diese Einschätzung: In vielen Deutsch- oder Integrationskursen blieben wegen hoher adminstrativer Hürden Plätze frei.

Pessimistisch zeigte sich Pico Jordan in Bezug auf das aktuelle Erstarken der Rechten. Im Grunde habe die AfD, obwohl noch gar nicht im Bundestag vertreten, bei manchen Gesetzesänderungen imaginär bereits mit am Kabinettstisch gesessen. Er fragte sich, wie es gelingen könne, die Dominanz rechter Strömungen in der Gesellschaft, in den Medien und zukünftig in den Parlamenten einzudämmen.

In diesem Punkt hielt Claudia Roth dagegen, dass die sogenannte Flüchtlingskrise in der Bevölkerung eine Solidarität geweckt habe, die es so in der deutschen Geschichte noch nie gegeben habe. Mit Kirchen und Sozialverbänden gebe es nach wie vor verlässliche und starke politische Partner für eine menschliche Politik.

Über zwei Stunden dauerte der angeregte Austausch, der durch manche interessante Beiträge der Teilnehmer bereichert wurde - unter ihnen mehrere Mitglieder der Hemminger Grünen, die tagtäglich in der Arbeit mit Füchtlingen engagiert sind.

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