Hemmingen - Wohnen im Alter

  • Veröffentlicht am: 26. Juni 2007 - 18:34

alternativer Wohnformen im Alter; "Betreutes Wohnen"

Antrag:

1.

Um das Spektrum alternativer Wohnformen im Alter zu ergänzen, wird die Verwaltung der Stadt Hemmingen beauftragt, Standorte/Flächen in der Stadt Hemmingen zu untersuchen, die für die Wohnform "Betreutes Wohnen" grundsätzlich in Frage kommen.

2.

Insbesondere sind die bauliche Machbarkeit sowie die Vorteile und Nachteile für diese Wohnform bei folgenden Standorten zu untersuchen:

- Hoher Holzweg (gegenüber Shelltankstelle)

- Harkenblecker Weg (Fläche gegenüber Reichsbund)

- Arnum - West (Verlängerung Bockstr.)

- evtl. Umwidmung vorhandener Bebauung

3.

Darüber hinaus wird die Verwaltung beauftragt, Möglichkeiten zu untersuchen, um ein Projekt "Mehrgenerationenwohnen in Hemmingen" realisieren zu können.

Begründung:

In Hemmingen sind ca. 26 % der Bevölkerung älter als 65 Jahre. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren verstärken, d. h. der Anteil der älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger wird zunehmen. In der Region Hannover liegt der Bevölkerungsanteil der über 60-Jährigen bei fast 26 %. Ursprünglich war dieser Anteil erst für das Jahr 2010 erwartet worden.

Bisher leben ca. 93 % der Menschen über 65 Jahren in ihrer eigenen Wohnung oder in ihrem Haus, 2 % in einer Einrichtung des "Betreuten Wohnens", ca. 1 % in einer anderen gemeinschaftlichen Wohnform und etwa 4 % in einem Altenheim.

In Hemmingen gibt es bereits eine große Anzahl von Serviceleistungen im Bereich der häuslichen Pflege und ein Alten- und Pflegeheim. Ein konkretes Angebot "Betreutes Wohnen" gibt es nicht, obwohl ein Bedarf vorhanden ist.

Bis vor ca. 20 Jahren gab es als Alternative zum Wohnen in den eigenen vier Wänden praktisch nur das Alten- und Pflegeheim. Dann kam das "Betreute Wohnen" auf und erste Versuche mit dieser Wohnform waren und sind erfolgreich. Gleichzeitig verbesserten sich durch die so genannten häuslichen Pflegedienste und Serviceleistungen (z. B. Hausnotrufgeräte) auch die Möglichkeiten, in der vertrauten Wohnung bis ins hohe Alter bleiben zu können. Weitere Wohnformen, wie das Mehrgenerationenwohnen und Wohngemeinschaften auf privater Basis, runden das Spektrum der Angebote ab. Ältere Menschen können und sollen je nach ihren Bedürfnissen bestimmen, wie sie ihr Wohnen gestalten wollen.

Das so genannte "Betreute Wohnen" richtet sich an Menschen, die auch noch im hohen Alter so lange wie möglich in ihrer eigenen Wohnung selbständig leben wollen und sich ganz oder teilweise auch versorgen können. Nach Bedarf und auf eigenen Wunsch können sie ausreichende Serviceleistungen in Anspruch nehmen. Tritt der Pflegefall ein, so stehen die ambulanten und betreuenden Pflegedienstleistungen zur Verfügung.

Um ein Projekt "Betreutes Wohnen" durchzuführen, muss zunächst ein Standort gefunden werden, dann wird gemeinsam mit dem Investor aus der Wohnungswirtschaft und dem Träger (z.B. AWO, DRK etc.) die bauliche Maßnahme sowie das Service- Konzept in Anlehnung an die DIN 77800 erarbeitet und durchgeführt. Die Bauweise der betreuten Wohnungen richtet sich an ältere Menschen in einer eigenen Wohnanlage, die eine Grundversorgung erhalten und an die im Bedarfsfall weitere Dienstleistungen vermittelt werden. Dazu unterhält der Betreuungsträger ein Service Büro, das vom Vermieter zur Verfügung gestellt wird. Die Einrichtungen arbeiten mit vernetzten Strukturen im Wohnquartier.

"Betreutes Wohnen" wird im Allgemeinen ergänzt durch:

- ambulante betreute Pflegewohngemeinschaften und oder auch

- stationäre Hausgemeinschaften.

Nach Schätzungen des "Kuratoriums Deutsche Altenhilfe" leben zurzeit ca. 2 % der älteren Menschen in Formen des betreuten Wohnens. Bei ihrem Einzug sind sie derzeit ca. 75 Jahre alt. Diese Zahlen verändern sich derzeit. Die Nachfrage nach Angeboten des betreuten Wohnens steigt bei Menschen ab ca. 65 Jahren, das zeigte auch die alljährliche Sonderschau auf der SENIORA-Messe in Hannover.

Eine andere Wohnform, die zunehmend im Focus der Öffentlichkeit steht, ist das so genannte "Mehrgenerationenwohnen". Diese Wohnform kann nicht alleine durch eine Stadt, Verwaltung oder einen Investor "angeschoben" werden, sondern der sinnvollste Weg für das Mehrgenerationenwohnen bietet sich durch eine Wohngenossenschaft, in der sich Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund engagieren, wie Alleinlebende, junge und alte Menschen, Familien mit Kindern und Paare.

Beim Mehrgenerationenwohnen leben Menschen unterschiedlichen Alters miteinander in selbstbestimmter und verbindlicher Partnerschaft. Die individuell gestalteten Wohnungen sind altengerecht gebaut und auch für die Bedürfnisse von Familien mit Kindern flexibel geplant. Ein Mehrgenerationenwohnen kann in einem größeren Hauskomplex stattfinden oder in einem Quartier, das aus Wohnungen, Häusern und vielleicht sogar einer Alten-WG besteht. Die Gemeinschaft bestimmt, welche Formen das gemeinsame Leben annehmen soll. Gemeinschaftsräume und -flächen bilden Orte der Begegnung. Gerade in Hemmingen sind solche ein Projekte grundsätzlich vorstellbar. Deshalb wird die Verwaltung gebeten, die Machbarkeit für solche Projekte herauszufinden und evtl. gemeinsam mit dem Seniorenbeirat das Interesse wie auch den Bedarf dieser selbstverpflichtenden Wohnform zu diskutieren.

gez. Jens Beismann

Fraktionsvorsitzender der SPD

gez. Jürgen Grambeck

Fraktionsvorsitzender des Bündnis 90/Die Grünen