Radtour zu Römerlager und Kiesabbau: Römer in Wilkenburg: eine unterschätzte Sensation

  • Veröffentlicht am: 4. September 2016 - 0:06

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Werner Polack alias Legionär Pollux erläutert die Fundgegenstände

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Inmitten ehemaliger Kiesseen: am Steinfeldsee

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Eckhard Heller, Werner Pollack, Maaret Westphely (MdL)

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konzentrierter Austausch zum geplanten Kiesabbau

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Engagierte Diskussion vor dem Gelände des geplanten Kiesabbaus bei Wilkenburg

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Geselliger Ausklang in der Shinebar im Strandbad Hemmingen

Der geplante Kiesabbau zwischen Wilkenburg und Harkenbleck befindet sich immer noch im Genehmigungsverfahren. Im Herbst 2015 hatte der Rat der Stadt Hemmingen das Vorhaben einstimmig abgelehnt, und zwar bevor die Nachricht von der Entdeckung des Römerlagers genau im betroffenen Bereich durch die Presse ging. Dieses bisher nördlichste bekannte Marschlager römischer Legionen in Deutschland ist etwas Besonderes, das war den gut zwanzig Teilnehmern unserer heutigen Radtour wohl schon vorher klar.

Tatsächlich handelt es sich bei diesem Fund um eine Sensation, für die Archäologie in Niedersachsen sogar um eine Sternstunde. Diese Botschaft vermittelten uns Eckhard Heller und Werner Pollack von der Römer AG Leine in ihrer mitreißenden Einführung. Sie gaben uns einen Überblick über die Organisation eines Römerlagers, über die Entdeckung und Grabungsgeschichte sowie einen überaus plastischen Einblick in das Leben und den Alltag römischer Legionäre. Wer wüsste beispielsweise, dass Spielsucht bei den römischen Legionäre schon ein großes Thema war (wenn auch mit Würfeln und nicht mit Handys)? Und dass wir dieser Tatsache wohl einen Großteil der Funde an Münzen auf den Äckern im Müggenwinkel verdanken?

Viele von uns Hemmingern haben wohl gehofft, dass der Fund des Römerlagers automatisch bedeuten würde, dass der Kiesabbau hier untersagt wird. Dies ist aber keinesfalls ausgemacht, wie der Regionsabgeordnete Ulrich Schmersow zu berichten wusste. Darüber scheint es momentan intensive Diskussionen zwischen den beteiligten Behörden und Ministerien zu geben, Ausgang noch offen. Davon abgesehen wäre es möglicherweise sogar zumindest aus archäologischer Sicht die bessere Lösung, beim Kiesabbau den gesamten Kies durchzuspülen und so wirklich alle interessanten Gegenstände aus römischer Zeit zu finden. Oder sollte die Region hier stattdessen richtig viel Geld in die Hand nehmen, um durch den Kauf der betroffenen Flächen den Kiesabbau zu verhindern und stattdessen ein Informationszentrum aufzubauen? Aus dem Landtag war die grüne Abgeordnete Maaret Westphely anwesend und wird dafür sorgen, dass das Thema auch auf dieser Ebene ausreichend Aufmerksamkeit erhält.

In der Kürze der Zeit war es unmöglich, die vielen aufgeworfenen Fragen auszudiskutieren. Dafür wird am 17.9. Raum sein, wenn die Römer-AG Leine ein Symposium zum Thema Römer in Hemmingen veranstaltet. Weitere Informationen werden über die lokale Presse angekündigt.

Angesichts des überaus großen Interesses am Thema Römerlager blieb auf der Radtour für das Thema Hochwasser leider keine Zeit mehr, zumal es bei diesem Thema in letzter Zeit keine neuen Entwicklungen gegeben hat. Die Radtour klang in kleiner Runde in der Shinebar am Strandbad aus.